Neukirchener Bürger bauen ihr eigenes Nahwärmenetz

Der Sachsener Ortsteil Neukirchen beweist Weitblick und baut sich mit seinem eigenen Nahwärmenetz seinen eigenen Weg aus der Energiekrise. Was im Jahr 2020 mit einer Idee begann und wegen Corona immer wieder ausgebremst wurde, zeigt sich heute in Neukirchen ganz konkret.

Überall im Ortsteil sieht man offene Baulöcher mit Kabeln und Rohren. Insgesamt müssen 1,2 km Leitungen in den Untergrund gebracht werden. In Neukirchen bekommen 16 Gebäude einen neuen Wärmeanschluss, auch die Gemeinde ist mit dem Feuerwehrhaus mit beteiligt. So können u.a. sechs alte Öl- und vier alte Gasheizungen ersetzt und jährlich etwa 21 Tonnen CO2 eingespart werden. Und was in der aktuellen Zeit fast noch wichtiger ist: Man kann für die Gesellschafter mindestens für die nächsten fünf bis zehn Jahren auf niedrigem Niveau stabile Heizpreise garantieren.

Welche Weitsicht die Initiatoren und Geschäftsführer der eigens gengründeten Nahwärmegemeinschaft Neukirchen GbR Bernd Kladny, Alexander Hofmann und Manuela Stiegler hatten, sieht man alleine schon daran, dass neben den Heizungsrohren auch gleich Glasfaserkabel für ein schnelleres Internet mit verlegt werden; hier will man die Synergien, die sich über die Tiefbauarbeiten ergeben, gleich mitnutzen. Das benötigte Holz ist zu 100% Schadholz und stammt zu etwa 90% aus den 80 ha Wald, welchen die Gesellschafter selbst im direkten Umkreis um Neukirchen besitzen. Der 240 kW Hackschnitzelkessel steht in einer umgebauten Scheue, auf deren Dach die GbR eine 10 kW Photovoltaik-Anlage mit Speicher für die Pumpe des Nahwärmenetzes installiert. Daneben wird eine weitere 43 KW-Dachanlage durch Netzeinspeisung für eine zusätzliche Einnahmequelle der GbR sorgen.

Das Nahwärmenetz ist zudem so ausgelegt, dass es jederzeit auf das ganze Dorf und sogar ggf. auf ein geplantes Gewerbegebiet erweiterbar ist. Aber dass es insbesondere inmitten der Corona-Zeit so weit kommen konnte, war keinesfalls ein Selbstläufer.

Zunächst musste das Dorf von der Projektidee überzeugt und ein Konzept gefunden werden, welches für alle Beteiligten Vorteile verspricht; vom Einparteien-Neubau mit 8.000 kW Wärmeverbrauch bis hin zum Mehrparteien-Altbau mit ca. 100.000 kW Wärmeverbrauch. Für die komplexe Planung und insb. für die Akquise von Fördermitteln – immerhin ca. 170.000 € – konnte mit der Firma ENERPIPE aus Hilpoltstein ein kompetenter Partner gefunden werden, der in der Region schon vergleichbare Projekte erfolgreich begleiten konnte. Die regionale VR-Bank Mittelfranken Mitte zeigte sich bei der Finanzierung sehr flexibel, zumal man die nötigen Materialien aufgrund der langen Lieferzeiten frühzeitig bestellen musste.

Die Zusammenarbeit mit den bei der Umsetzung beteiligten Firmen Ulli-Bau, Schenk Bohrservice, Scherer Holzbau und der Telekom funktionierte reibungslos. Die Gemeindeverwaltung stand dem Projekt immer mit Rat zu Seite. Aber ohne den Willen, das Engagement und das Wissen der Neukirchner Bürger selbst wäre das Projekt wohl bloß eine Idee geblieben. Von den Geschäftsführern, die unzählige Abende mit der Projektkonzeption verbrachten, dem örtlichen Heizungsbauer Martin Lang, der das nötige Fachwissen einbrachte, bis hin zu den Gesellschaftern, die das Gemeinschaftsprojekt in hunderten von Arbeitsstunden, vom kleinen Bub bis zum 80-jährigen Großvater, nun umsetzen.

Auf die Frage hin, was er an dem Projekt im Nachhinein anders gemacht hätte, kann der Geschäftsführer Bernd Kladny deshalb nur erwidern: „Nichts! Es waren genau die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt.“ Mit diesem Worten können wir der Nahwärmegemeinschaft Neukirchen GbR und seinen Gesellschaftern nur noch viel Kraft beim zeitnahen Abschluss des Projektes und viel Glück für die Zukunft wünschen.